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Morgentraum

juli-thodEs war die stunde wo ihr lied der klage
Die schwalbe sendet nach dem morgenlichte
Wol zum gedächtnis ihrer ersten plage

Wo unser geist befreiter vom gewichte
Des fleisches schweift und minder ist umgeben
Von denken  göttlich fast durch die gesichte.

Da sah im traum ich einen adler schweben
Am himmel hin mit goldenem gefieder
Die schwingen weit als flög er abwärts eben.

Mir schien er sähe auf die lande nieder
Wo einst die seinen liess der schöne Schenke
Geraubt zum dienst der höchsten rates-glieder.

Ich fragte mich ob dieser vogel schwenke
Nur hier nach seinem brauch und andre stelle
Verschmähe wo er seine krallen senke.

Dann schien mir dass er kurz im kreise schnelle
Und schrecklich wie ein blitz die lüfte spleisse
Und aufwärts mich entführe in die helle

Dass er und ich in Einem brande gleisse..
Und also sengte eingebildet feuer
Dass es bewirkte dass der schlaf zerreisse.

Dante
Die göttliche Komödie — Übertragungen von Stefan George

FEGEFEUER ● IX. GESANG ● 13–33.
QUELLE: Gutenberg-Spiegel

…nach einem Konzert mit Manfred Seewann im Lebensraum Kunst am 16.Januar 2011, an einem warmen Januar Abend, an dem die Sonetto 47, 104 und 123 del Patrarca den Raum zum klingen brachten und die Zuhörer verzückte…