Gedanken zur Kunst der Gegenwart

Bilderflut als Seelenpein

Kannst Du mit geschlossenen Augen sehen?

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Wieviel Bild verträgt die Seele, wieviele Varianten oder welcher Art sollen die Bilder sein, damit wir nicht durch Überfluten hinweggeschwemmt werden? Gehst Du mit offenen Augen durchs Leben ist alles Bild – dazu Bewegtbilder – Kunstbilder – Grafisches und Verflossenes. Der unablässige TV-Strom, die überquellende Auslage am Kiosk, die Bilderfluten des Internets…und alles scheint voller Bedeutung. Ist dem so? Oder bedeutet die „Vermassung“ nicht viel mehr Beliebigkeit – alles ist austauschbar, weil die Fülle uns zur Flüchtigkeit verleitet.

Wieviel Zeit bleibt uns im Anschauen des „einen Bildes“, der einen Landschaft? Wieviel inneren Raum geben wir dem geliebten Gesicht uns gegenüber – wieviel Intensität und Nähe ertragen wir noch im Schauen, wo doch alles flüchtig und austauschbar scheint? Und was macht das mit unserer Seele? Was passiert mit dem Geist und wie verdichten sich all die Bildflüße in unseren Körper hinein? Wie soll sich hier das Lebens ins uns hinein verdichten, so daß wir Substanz bilden und im wahren Sinnen sehend werden?

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Odilon Redon ( Ausschnitt )

Ich erlebe im langsamen Schauen, in der Entschleunigung des Sehens, im sinnhaften Betrachten eine ganz eigene Annäherung an tieferes Sein, an ein tiefes Ein- und Ausatmen. So dienen Bilder dem Sehen an sich und der öffnenden Seelenbildung, um den in der Tiefe schlummernden Seelen-See zu nähren. Dieser bildet das Reservoir. Ein Becken voll verstummter Intensität und Dichte, die nicht still – nicht laut ist, aber dennoch klingt. Doch gelingt das nur im Innehalten, im „Langsam Werden“ – im verdichteten Sehen, in der bedachten Anschauung. Nichts scheint so leicht wie das, aber wem gelingt das? Ist nicht immer der unruhige Geist, vielfach plappernd, ständig stumme Worte produzierend viel lauter als dieses stille Schauen? Ist es nicht an der Zeit, das anzuhalten, sich da heraus zu nehmen? Und wo sind die Andachtsräume dafür?

Das was früher der sakrale Raum war ist heute vielfach abgelöst durch den Kunstraum, der uns aus der Hektik des Tagesgeschehens zur Kontemplation ermutigt. Hier wie in alten Kreuzgängen, in verlassenen Kirchen und Sakralräumen begegnen wir uns in der Stille, selbst in Ausstellungen. Natürlich auch im Naturerleben, wo die Immanenz des Werdenden spürbar ist. Aber gehen wir dem wirklich nach? Gibt es heute noch beseelte Rituale, die unsere sehnende Seele damit verbinden? Ach es gibt so viel zu tun…
Dazu ein Video von Sabrina Fox: „Verantwortung für sich und andere übernehmen


Ohne dieses Bewußtsein, daß ich der denkende Part in meinem Leben bin und die alleinige Verantwortung dafür trage, wird eine Annäherung an die Stille in mir kaum gelingen, denn immer wieder taucht der Richter in mir auf, um mich an das Andere zu erinnern. Vielleicht hilft ja, es einfach sein zu lassen?

Wahrnehmung Wahrgebung

Die Farbe lebt – …Die Suche nach dem optimalen Bild ist es, die treibt, die den Maler immer wieder motiviert aufs Neue zu wagen, was längst bewältigt scheint: sich aber stets, ganz nach der Lage der Dinge und Stimmung des Künstlers, anders gibt. Mit und/oder in der Farbe? Gegen sie? Als Mittel zum Zweck? Aber was bitte, ist der Zweck? Die Kunst? Wirklich?…
(Zitat aus: Kunstzeitung – Ausgabe 30 April 2011 von Karlheinz Schmid)

Hier stellt sich die Frage, ob diese „fragende“ Geisteshaltung tatsächlich der Gegenwart entspringt oder nicht doch vielmehr nur noch im alten Jahrhundert beheimatet ist. Geht es in diesem noch jungen Jahrtausend nicht viel mehr um wahrnehmen, wahrgeben und integrieren? Neben der oberflächlichen (retinalen) Beschäftigung mit den Kunstwerken unserer Zeit kann es doch ohne eine sinngebende Verinnerlichung nicht tiefer gehen. So stellt sich nach den Bemühungen des Abstrakten Expressionismus, der Landart oder auch des colorfield painting die Aufgabe dar, tiefer einzusteigen in die inneren Welten des Kunstschaffens, der künstlerischen Ambition.

Vielleicht ist dieses oberflächliche Schauen ein Phänomen unserer Zeit – für eine integrale Sicht und Wirksamkeit der Kunst und des künstlerischen Anspruchs allerdings eher unbrauchbar.

Viele Engel

Viele Engel | 2008 | Öl auf MDF-Platte | 100 x 100 | Privatbesitz

Tryptichon - Stanko - drei Farbintensitäten

Tryptichon – Stanko – drei Farbintensitäten

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Rot auf Türkis | 2011 | Öl auf MDF-Platte | 100 x 100

 

Colorfields – Farbfelder – 2011

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Neue Farbfelder oder auch erweiterte Sichtweisen auf die Unendlichkeit der Farbe, auf die Unbegreifbarkeit des Lichts, dessen Töchter die Farben sind.

Wahrheiten über den Kunstmarkt

Die Zeit hat „22 Wahrheiten über den Kunstmarkt“ destilliert. Quelle ist ein Buch von Steve Martin, besser bekannt als Schauspieler oder Komiker. Sein neues Buch „An Object of Beauty“ ist kürzlich in den USA erschienen und ziert dort die Bestseller Liste der New York Times.

1. Wer im Kunstmarkt Karriere machen will, braucht Eltern mit Geld.

2. Wer als Künstler kein Geld macht, der kann seine Miete mit dem Aufhängen von erfolgreicher Kunst verdienen.

3. Im Museum darf man Gemälde nicht anfassen, im Kunsthandel muss man. Nur durch Klopfen und Tasten erkennt man deren Zustand.

4. Ein Bietergefecht im Auktionssaal kann schon mal wie ein Aphrodisiakum wirken.

5. Eine Auktion ist eine Sportart, bei der Geld gegen Geld antritt.

tuebingen-bei-nacht6. Das Renoir-Gemälde einer jungen Frau ist immer teurer als das einer alten Frau.

7. Gab es bei einer Auktion kein einziges Gebot für ein Kunstwerk, dann ist es für mindestens sieben Jahre »verbrannt«.

8. Ein Auktionator muss gut nuscheln können.

9. Die besten Kunstwerke sind die teuersten, weil sie überleben wollen.

10. Zeitgenössische Kunst lässt sich in vier Gruppen einteilen: Kinderkram, krasses Zeug, schlaues Zeug, Pornos.

11. Sammler für zeitgenössische Kunst lassen sich in vier Gruppen einteilen: die Muskulösen, die Schönen, die ganz schön Sonderbaren und die Nachdenklichen.

12. Der Kunstmarkt besteht fast ausschließlich aus krummen Geschäften.

13. Die Gefühle, die man beim Kauf eines sehr teuren Kunstwerks verspürt, erinnern an die extreme Nervosität bei einer ersten Verabredung – oder einer Exekution.

tuebingen-neckar14. Kunstsammler, die ihr Geld nicht geerbt haben, haben es meist mit extrem langweiligen Tätigkeiten verdient.

15. Gute Kunsthändler sind immer auf der Jagd.

16. Am meisten lieben die Sammler jene Kunst, die sie jahrelang verabscheut haben.

17. An einem Kunsthandel verdienen meist mehr Menschen, als Käufer und Verkäufer ahnen.

18. Ein Kunstsammler ist wie ein Briefmarkensammler – nur dass für ihn große Museen gebaut werden.

19. Wer im privaten Kunsthandel ernst genommen werden will, sagt »einskommazwei«. Auf keinen Fall »eine Million und zweihunderttausend«.

20. Die wichtigsten Adjektive für Händler älterer Kunst: schön, außergewöhnlich, erlesen, heiter, exquisit und – wichtig.

21. Sammler müssen keinen hohen IQ haben.

22. Kunstsammeln macht sexy.

Stille Farben

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Tage wie Nächte tragen Stille in sich, die Stille glimmt auf in Farben, die ähnlich und doch so ganz verschieden Halt finden am Seelenrand, ich verwandle mich mit ihnen, so wie sie mich verwandeln und dabei Farbklänge aufscheinen, fast so wie ein Lied von Donizetti gesungen von der wunderbaren Callas…gemalt und gesungen in stillen Farben…

Morgentraum

juli-thodEs war die stunde wo ihr lied der klage
Die schwalbe sendet nach dem morgenlichte
Wol zum gedächtnis ihrer ersten plage

Wo unser geist befreiter vom gewichte
Des fleisches schweift und minder ist umgeben
Von denken  göttlich fast durch die gesichte.

Da sah im traum ich einen adler schweben
Am himmel hin mit goldenem gefieder
Die schwingen weit als flög er abwärts eben.

Mir schien er sähe auf die lande nieder
Wo einst die seinen liess der schöne Schenke
Geraubt zum dienst der höchsten rates-glieder.

Ich fragte mich ob dieser vogel schwenke
Nur hier nach seinem brauch und andre stelle
Verschmähe wo er seine krallen senke.

Dann schien mir dass er kurz im kreise schnelle
Und schrecklich wie ein blitz die lüfte spleisse
Und aufwärts mich entführe in die helle

Dass er und ich in Einem brande gleisse..
Und also sengte eingebildet feuer
Dass es bewirkte dass der schlaf zerreisse.

Dante
Die göttliche Komödie — Übertragungen von Stefan George

FEGEFEUER ● IX. GESANG ● 13–33.
QUELLE: Gutenberg-Spiegel

…nach einem Konzert mit Manfred Seewann im Lebensraum Kunst am 16.Januar 2011, an einem warmen Januar Abend, an dem die Sonetto 47, 104 und 123 del Patrarca den Raum zum klingen brachten und die Zuhörer verzückte…

Josef Albers

Josef Albers in der Pinakothek der Moderne München

Josef Albers in der Pinakothek der Moderne

Josef Albers

Josef Albers

Ab heute ein Muß für alle Farbfeldbegeisterten und Liebhaber echter Farb-Innovation. Der Meister aller Farbklassen zeigt auf der sehr sehenswert gehängten Schau in der Pinakothek der Moderne, München Farbwerke und auch Experimente in Grau seine Begeisterung für das unendliche Feld der Farbfeld-Gestaltung.

In seiner legendären Antrittsrede im Black Mountain College meinte er: „I wanna open eyes“ – was ihm in dieser gezeigten Schau wohl wieder gelingen wird. Der Besucher sollte aber genügend Zeit einplanen, da sich dem flüchtigen Sehen nicht allzuviel entschlüsseln will. Das SCHAUEN ist hier gefragt.

Zum Künstler

Pinakothek der Moderne München

Pinakothek der Moderne München

Josef Albers, stellvertretender Bauhaus Direktor (1930-1933)  emigrierte 1933 mit seiner Frau in die USA, als die Nazis nach das Bauhaus schlossen.  In Amerika wurde er ans Black Mountain College in North Carolina gerufen, wo er von 1933 – 1949 tätig war. Legendär sind seine Ausführungen zu den Gesetzmäßigkeiten von Farbwirkungen. Farbfelder, aufgetragen in fast immer der gleichen Formensprache macht er dem Betrachter bewußt, wie relativ die einzelne Farbe in ihrer Wirklichkeit ist. Nichts ist gewisser als der Wandel.

Josef Albers in der Pinakothek der Moderne München

Malerei auf Papier
Ausstellung vom 16.12.2010 – 06.03.2011

Diese Ausstellung soll erstmals farbige Arbeiten auf Papier zeigen.  Bestimmendes Thema ist dabei der Zyklus: „hommage to the square“ den Josef Albers nach seiner Emigration in die Vereinigten Staaten unaufhörlich studiert und ausgebaut hat.

Ein paar weitere Infos auf der Pinakothek Homepage

Bei den unzähligen Arbeiten zu „hommage to the square“ verwandeln sich einzelne Farben, je nach Farb- Nachbarschaft und treten in Wechselwirkung. Durch klare Abgrenzung und Monochromie erstrahlt jede einzelne Farbe in ganz eigener Kraft. Aber gerade dann, in konkreter Nachbarschaft zu einer anderen klaren Farbe verliert sie ihre Eigenständigkeit und gebiert jeweils an der Grenze zur anderen Farbe ein seltsames „Dazwischen“ – ein Übergang entsteht, ein changierendes Etwas. Dieses ambitionierte Video verschafft einen kleinen, virtuellen Eindruck – allerdings sollte man dieses Phänomen an echten Werken studieren. Die oben erwähnte Ausstellung bietet da eine günstige Gelegenheit.

Kreuz Variationen

Form: Dort wo die Horizontale mit der Vertikalen zusammen trifft, entsteht ein Punkt der Stille, ohne Richtung, ohne Tendenz.

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Das Kreuz als Zeichen für die horizontale Erden-Kraft (der Landschaft) und der vertikalen Geistkraft des Menschen mit seinem Streben, dem geistigen Impuls zu folgen und sich aus  den horizontalen Erden-Kräften zu befreien und diese dadurch im bewußten Aufwärtssprung zu integrieren…. So wie Farben Seelenqualitäten widerspiegeln, so greifen Ur-Formen nach einer unsichtbaren Verbundenheit mit den Menschen bestimmenden Kräften. Ausgleicht und Balance findet sich im „Radkreuz“ ebenso wie im „Griechischen Kreuz“, eine Überbetonung der Vertikalen erfolgt erst im „Lateinischen Kreuzsymbol“, welches als Kreuz  des „Leidens Christi“, aber auch als ein Auferstehungssymbol die Menschwerdung begleitet.

Farbe: Angekommen im Kraftzentrum des Symbols stellt sich für den Künstler die Frage nach dem seelischen Anteil, nach Farbqualität, die sowohl die Form wie auch die Farbe in ihrer Grundkraft umfaßt.  Lebendiges Pulsieren, ein großes Atmen sowie Ausdehnung sind der Farb-Form mitgegeben, inwendige Farbe greift nach der Kraftquelle, nimmt sie auf und bringt sie an die Oberfläche, von der sie in den Raum strahlt und am Seelenrand feine Wirbel bildet, Verkrustetes anlößt und Verfestigtes wieder zum Fließen bringt – unmerklich aber bestimmt und stetig…

Zwei Polaritäten: Rot und Türkis (erweitertes Grün) als gegenwärtige Erfahrungsfelder im Versuch Farbe und Form zu verbinden.

Durch Reduzierung auf Grundform undGrundfarbe entsteht ein fast archaisches oder magisches Verbundensein mit dem Urgrund. Zunächst unbemerkt, doch im aktiven Sehen und Empfinden verdichtend der Wunsch nach Tiefe. Eine geistesgegenwärtige Aufmerksamkeitsbewegung in der Anschauung hält das achtende Auge, das denkende Herz und die Wärme im Denken in Balance…und dann….Stille…

kreuz-symbole-web

 

  • Radkreuz
  • Griechisches Kreuz
  • Lateinisches, Passionskreuz
  • Andreas-, Schrägkreuz
  • Tau-, Antoniuskreuz
  • Gabel-, Schächerkreuz
  • Hänkelkreuz, ägypt.Kreuz
  • Swastika, Hakenkreuz
  • Ankerkreuz
  • Kleeblattkreuz
  • Krückenkreuz
  • Jerusalemer Kreuz
  • Wiederkreuz
  • Lothringer, Patriarchalkreuz
  • Weihekreuz
  • Russisches Kreuz
  • Johanniter-, Malteserkreuz
  • Gammakreuz
  • Tatzenkreuz
  • Tolosanerkreuz
  • Kolben-, Apfelkreuz
  • Kugelkreuz
  • Astkreuz
  • Dopelkreuz
  • Kardinalskreuz
  • Jakobskreuz
  • Hakenkreuz
  • Christusmonogramm
  • Dreifaltigkeitssymbol

 

 

Kreuzsymbole (Erratiker.de)

Mehr zum Symbol auf Wikipedia

Allerheiligen (Christlicher Feiertag)

Samhain (Keltisches Fest)

Ein Bildnis

„…nicht er war es, der da stand und aus eigenem Willen ein Bildnis schuf; vielmehr war es der andere, (…) der sich seiner Künstlerhände bediente, um aus der Vergänglichkeit und Veränderlichkeit des Lebens herauszutreten und das reine Bild seines Wesens darzustellen…“

Hermann Hesse – Narziß und Goldmund

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Wo immer wieder die Frage nach der schöpferischen Kraft, nach dem Warum auftaucht, nach dem Anlaß, nach dem inneren Impuls, warum etwas geschaffen, zum Bilde oder Bildnis wurde, so bleibt diese Kraft ihrem Wesen unergründlich treu und bringt im Versuch einer Antwort meist nur Oberflächliches zutage. Keine noch so eloquente Antwort kann dieses Unergründliche erschließen, wenn der Impuls von dort kam, wo alles Schöpferische beheimatet ist – im liebenden Herz.

Mal zutiefst bewegt und voll warmer Herzenskraft, mal durchtränkt von unausprechlicher Sehnsucht. Und im Glücksfall verbunden…

Farbfeld Malerei – Transition

Farbfeld Malerei als Zeichen des Übergangs. Transition als Schlagwort für das Weiten der Grenzen. Im Fließen erschließen sich neue Welten, das Dahin-Gleiten in der Zeit durchschwemmt die Seele…

Das Video begleitet ein Seh-Experiment, Farbfelder im Übergang (Transition) wie sie durch die Zeit hinweg entstanden sind und so nie gesehen werden.

Musik: im Video ist noch der falsche Musik-Titel genannt – UMG hat es nicht erlaubt, die Musik von P.Glass zu verwenden. Youtube hat ausgeholfen mit diesem wundervollen Song von Damien Rice (+Lisa Hannigan)