die erweiterte Form das Denken mit der Kunst zu vereinen

Farbfeld Malerei 2010

Bewegtes aus dem Farbfeld Atelier

Farbfeld Malerei 2010

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Malen als eine andere, erweiterte Form des Denkens? Der über die tätige Hand aktivierte Gedanke oder auch ausgeführte, mal schlummernd, dann wieder laut oder einfach nur freifließend und bewegt führt das Geschehen immer an Grenzen. Die Grenzen zu weiten, zu überschreiten ist des Künstlers Aufgabe – das Medium Farbe/Malerei ist dabei eines von vielen. Aber die Farbe in ihrer Reinheit ist dabei gütiger Träger des Sublimen und undeutbares Phänomen zugleich.

Es ist nicht so, daß wir über Farben nicht sprechen könnten, über ihre Wirkungen und Ausprägungen, aber ein abschließendes und gültiges Urteil dürfte kaum gelingen. Farbe als Phänomen – unendlich in den Nuancen, auch bestimmt und klar, changierend und doch „rein“ – manchmal „edel“ und dann wieder nur pur öffnen Tore in eine „Anders-Welt“.

Das Quadrat als einfache, reduzierte Form hilft dabei dem Bild zunächst Träger zu sein, einen Rahmen oder auch Rand zu geben, „neutral“ in seiner Ausrichtung. Einmal unendlich kraftvoll – da gleichmäßig in zwei Richtungen ausgespannt zwischen der Horizontalen (dem Sinnbild des Erdigen) und der Vertikalen (dem Streben nach dem Himmlischen zuzuordnen) – und dann wieder so sehr in sich ruhend, daß Kraft zugunsten von stiller Präsenz zurücktritt, um dem Phänomen der Wandlung die Bühne zu überlassen. Um dem Kraftpotential der Farbe den nötigen Raum zu bereiten, sich dem Pulsieren und Atmen zu überlassen, das so sehr der menschlichen Kreatur in seinem Lebenswillen entspricht wie kaum etwas anderes. Stockt der Atem oder hört gar auf, erreicht der Mensch in seinem jetzten Dasei die Schwelle – und um diese Schwelle geht es letztendlich immer, wenn Kunst entsteht.

Stille Präsenz

Um der Wandlung zu begegnen ist ein anderer – ein neuer Akt von Wahrnehmung notwendig. Der Ausgangpunkt könnte als „vorurteilsfreies Schauen“ bezeichnet werden, wobei ein erster Blick in der Regel noch nicht viel vom Gehalt des Bildes freigibt. Erst im Schauen „öffnen sich Tore“, die weiteren Zugang schaffen. Und Übung im vorurteilsfreien Schauen bildet die Grundlage für die neuen Wahrnehmungsorgane, die noch nicht einmal einen Namen haben.

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Neu ist auch das Sofa – natürlich in Rot…

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Bilderstreit

Warum Malerei oder „das Bild“ heute keine Rolle spielt?

Und dabei allgegenwärtig überpräsent ist

Diese Fragestellung erscheint als Widerspruch, aber gerade darum mehr als interessant. Das inflationäres Vorhandensein aller „Arten von Bild“ führt dazu, daß EIN Bild als solches kaum mehr wahrgenommen wird. Permanent durchmischt sich Gedachtes, Gehörtes und Gefühltes zu jeder Sicht-Sekunde und überlagert die „andächtige“, stille und unvoreingenomme Bildbetrachtung. Was bleibt? Oder – was bleibt zu tun? Augen verschließen? Tief durchatmen und hinschauen? Wer sich fürs Hinschauen und „andächtig schauen“ entscheidet, wird es schwer haben, entsprechendes Bildwerk zu finden, da allzuviel davon im Un-Bewußtsein der Flüchtigkeit entstanden und demnach selbst einfach und nur flüchtig ist.

Exkurs?
Ab dem 3. Jahrhundert beschäftigte sich die christliche Kirche mit der Kunst. Unter Berufung auf das Bilderverbot im Alten Testament wurde teilweise jede religiöse Kunst schroff abgelehnt. Das heißt, das Abbilden „der Heiligen“ oder „heiliger Szenen“ wurde nicht geduldet, bekämpft, geschmäht und verboten. Um 380 legten die Apostolischen Konstitutionen fest, dass Maler, Dirnen, Bordellbetreiber, Schauspieler und Faustkämpfer zuerst ihren Beruf aufgeben müssten, um in die Kirche aufgenommen werden zu können. (Heutige Künstlierviertel mit dieser eigenen Mischung an „Berufsgruppen“ erinnern an diese Aufzählung) wie wenig sichmanchmal in Jahrhunderten ändert.

Etwa 1000 Jahre später kommt Meister Eckhart zu Wort: (Quelle: wikipedia.org)
„Verhältnis Gottes zum Menschen und zur Welt“

„In seinem „Buch der göttlichen Tröstung“ schreibt Eckhart: Gott hat die Welt in der Weise erschaffen, dass er sie immer ohne Unterlass erschafft. Alles, was vergangen und was zukünftig ist, das ist Gott fremd und fern. Und darum: Wer von Gott als Gottes Sohn geboren ist, der liebt Gott um seiner selbst willen, das heißt: er liebt Gott um des Gott-Liebens willen und wirkt alle seine Werke um des Wirkens willen.

Predigerkirche Erfurt - Portal

Bild: Michael Sander

Wie Gottes Schöpfung eine dynamische Selbstentfaltung ist, so ist auch der Mensch darauf ausgerichtet und dazu aufgefordert, ein „homo divinus“ zu sein, ein göttlicher Mensch. Als solcher lässt er seine Bestimmtheit durch weltliche und rationale Orientierungen. Er wendet sich in seinem mit Gott wesenseinen Intellekt zu Gott zurück. Jede seiner Handlungen setzt dann Gott gegenwärtig.

In der neuplatonischen Interpretation der negativen Theologie Eckharts ist der göttliche Mensch derjenige, der gewahr wird, dass die ganze Welt und auch die Kreatur des Menschen darin nicht real und an sich existieren. Die Phänomene der Welt werden in ihrem voneinander getrennten Sein ohne Unterlass von Augenblick zu Augenblick geschaffen, etwa in der Art, wie die Farben nicht als solche in der Welt existieren, sondern im Bewusstsein jedes sie erkennenden Seins geschaffen oder konstruiert werden. Die Weltschöpfung wird hierbei wie schon bei den meisten antiken Platonikern nicht als ein einmaliger Akt verstanden, sondern als ein zeitloses Hervorquellen aus jeder Einzelseele.

Im Urgrund jeder Einzelseele befindet sich das göttliche Eine. Die Seele ist hier also keine individuelle immaterielle Substanz, die neben oder in dem Sein einer Natur oder Welt existiert. In diesem Urgrund sind vielmehr alle Einzelseelen und überhaupt alles weltliche Sein nicht nur miteinander verbunden, sondern ununterscheidbar eins. So sagt Eckhart in Predigt 24 (Quint): Hier [im ‚einigen Einen’] sind alle Grasblättlein und Holz und Stein und alle Dinge Eines.

In der neuplatonischen Interpretation ist das Verhältnis Gott-Mensch daher kein Gegenüber von Gott und Mensch. Die Kreatur des Menschen muss hier in einem armen Geist zunichte werden, um so die Einheit im Seelengrund zu vollziehen, ganz nach Eckharts Worten in Predigt 42 (Quint): Du sollst ihn lieben wie er ist ein Nicht-Gott, ein Nicht-Geist, eine Nicht-Person, ein Nicht-Bild, mehr noch: wie er ein lauteres, reines, klares Eines ist, abgesondert von aller Zweiheit. Und in diesem Einen sollen wir ewig versinken vom Etwas zum Nichts. Dazu verhelfe uns Gott. Amen.“

Warum spielt die Malerei – das Bild heute keine wahre Rolle?
Auf der einen Seite sehen wir die Quantifizierung aller Bildwelten und gleichzeitig die Zunahme von Unverbundenheit mit dem Streben nach Qualität, dazu die Inflation von „flachen“, nichtssagenden, unverbindlichen Bildern eine Art „Bild-Tsunami“. Dieser Tsunami spült alle das weg, was dem Menschen lieb und teuer ist (wenn auch unbewußt) und hinterläßt dabei eine wüste Zerstörungslandschaft, insbesondere in den Seelen der Menschen. Der Sinn für Schönheit geht verloren, wo alles einerseits mit scheinbarer Bedeutung aufgeladen und gleichzeitig leer ist. Ein zuviel führt zu leicht zur Übersättigung und gleichzeitiger Leere.

Ist es nicht an der Zeit für einen neuen Bilderstreit?

Die Musik des Malens

„Die Musik des Malens“ oder „Gegenwärtigkeit als Prinzip“

Farbfeld Malerei ist eine Hinwendung an das aktive Tun mit der Voraussetzung einer aktiven Wahrnehmung in der Gegenwart. Es ist nicht leicht, den Geist dahingehend zu beruhigen, dass nur der Moment, der gegenwärtige Augenblick im Innen und dabei auch im  äußeren Fokus ist.  Jedes Mal aufs Neue ist es ein Wagnis, in diese Gegenwärtigkeit zu gehen, aber mehr noch ist es eine passende Übung für den All-Tag. Im Dialog mit mir und den Kräften, die ansonsten verborgen in tieferen Schichten schlummern, gelingt das Eintauchen in den „Seelen-See“, um daraus Gebilde, Farben und Formen zu schöpfen.

In der Regelarbeite ich in Serien. Es wechseln dabei die Motive des Ei-Ovals, des „unruhigen“ Quadrats und das des Kreuzes ab. Das Ei-Oval ist eine bekannte Form, die wir seit Jahrtausenden in der menschlichen Ausdruckskraft wiederfinden. Beim Betrachten meiner Bilder ist der erste „vorurteilsbehaftete“ Eindruck, „ich sehe ein Ei“ und daraus manchmal folgernd: ein „Osterei“! Das scheint naheliegend, ist aber so wahr wie falsch. Vielmehr möchten meine Bilder anregen, diese Form als Kraft-Form oder auch als Ur-Form wahrzunehmen.

Es entstehen zudem mit der Zeit „Seelenbilder„, einmal Seelenbilder, die vielleicht einer individuellen Seele zuzuordnen wären, dann aber auch wieder Bilder, die auch gemeinschaftliche Ebenen beleuchten, sozusagen „allgemeine“ Bilder, die vielleicht mit einer „größeren Seele“ schwingen und verbunden sind.

Der Mal-Akt

Der Mal-Akt ist oft ein völlig improvisierter Vorgang. Die bange Frage, “Gelingt dieser Akt?” steht im Raum wie beim Schauspieler, der seinen Akt auf der Bühne spielt. Nur ist das Bild vorher nicht geübt, nicht erprobt, es ist im Moment des Entstehens ein Bühnenstück ohne Textbuch, ohne gelernten Text, ohne Regieanweisung – es ist eben Improvisation. So gibt es oft vor dem wirklichen Einstieg in den Malvorgang die Zeit des Zögerns, des Haderns, der Entmutigung, die aber gleichzeitig Raum der Sammlung, der Vorbereitung, der Ermutigung werden kann. Nach einer Weile stellt sich die Frage: “Entwickeln oder Bewahren” Was ist richtig, was des Bewahrens wert und was ist dem Wandlungsprozess unterworfen? Dabei ist die Wandlung, das Übermalen, das Farb- oder Formverändern genauso wichtig wie das Bewahren – wenn nicht sogar bedeutungsvoller. In der (Ver-)Wandlung liegt ein eigentümlicher Zauber, den in einer ersten unteren Malschicht ist oft der Keim zu etwas darauf Wachsendem verborgen – es ist der fruchtbare Boden für das Sich-Entwickelnde.

“Malerei als Fremdsprache? “

“Malerei ist heute doch notwendigerweise vorwiegend Projektionsfläche für das “Noch-Nicht-Gesagte”, für das Unformulierte, ja sogar für das “Noch-Nicht-Geschaffene” – wieso wollen so viele Menschen da ständig das “Schon-Gesagte” erkennen? Kunst ist doch immer das Einleben in das Noch-Nicht, sie sagt schon etwas von dem, was erst kommt oder was im Werden begriffen ist, sie wiederholt aber eben nicht das, was schon gesagt worden ist. Manchmal ist dieses bisher Unausgesprochene unverständlich, rätselhaft, fremdsprachlich, zuweilen auch undeutlich – es hat seine Sprache ja noch nicht geprägt, es ist ja sozusagen im Stadium der Sprachfindung. Heißt das aber, dass diese werdende Sprache kein Recht hat, ausgesprochen zu werden? Eine Aussprache ist die Kunst im Moment des Werdens, eine Aussprache mit ihr beginnt erst, wenn ein dialogisches Verstehen möglich ist – also: lernen wir Fremdsprachen!”

Diesen Abschnitt habe ich gefunden in den Weiten des Internet – Autor unbekannt