Rainer Maria Rilke – vom Tod

Denn wir sind nur die Schale und das Blatt.
Der große Tod, den jeder in sich hat,
das ist die Frucht, um die sich alles dreht.
Rainer Maria Rilke

Es ist manchmal schon ein kleiner Tod, den der Künstler stirbt, wenn mal wieder Hoffnungen zerschlagen werden. Natürlich ist im Loslassen immer auch ein erneutes Aufblühen zu vernehmen, allerdings muß zunächst ein Ruhen und in Stille sein die nächste Frucht vorbereiten… OK, vielleicht etwas zu dramatisch ausgedrückt, aber es bewegt mich doch.

Was ist geschehen?

Das sind die 4 Werke, die nach Meinung einer mir unbekannten Jury nicht würdig oder gut genug für die kommende Ausstellung im Kunstverein sind. Sind sie eventuell zu „neu“, zu „anders“ oder „unverständlich“? Ja, schon! Wo sind die Bäume, Gesichter oder Landschaften?

Stanko 2018 | magenta-tuerkis-2018 | oil on canvas | 110 x 90 cm

Stanko 2018 | magenta-tuerkis-2018 | oil on canvas | 110 x 90 cm

Erstaunlich ist schon, daß wir im Jahre 2020 wieder vermehrt so unendlich viel „gegenständliche“ Kunst sehen, die mal wieder Maßstab für Viele ist. Es ist ja nicht so, daß nicht schon vor über hundert Jahren eine Kunst-Revolution die Seh-Welt erschütterte und den Weg in die Freiheit des Ausdrucks & Denkens wies.  Ja und heute sehen wir Werke in den Küchen und Fluren der deutschen Wohnstätten als allerlei Drucke, die vor 100 Jahren für die Menschen ein Greuel darstellten. Selbst die Einrichtungshäuser und Baumärkte scheuen sich nicht einen Kandinsky oder Chagal als Billigdruck zu verschleudern. Ein Klimt oder Schiele ist inzwischen ebenso annehmbar, wie ein Van Gogh (der übrigens zu Lebzeiten nicht ein Bild verkaufen konnte). Ganz zu schweigen von den Impressionisten wie Monet, Renoir oder Cezanne, die heute allerorten Wohnzimmer Wände, Postkarten und Tassen schmücken.

smaragd turqouise

Stanko 2020| smaragd turqouise | oil on canvas | 80 x 80 cm

Bitte nicht falsch verstehen, ich liebe die Kunst dieser Kollegen und ihr Schaffen, das ja zu ihrer Zeit revolutionär und aufwühlend gewesen ist, aber das ist nun auch schon viele Jahre her. Die Kunst und jegliche Art der Darstellung hat sich doch grundlegend gewandelt, erweitert und fortentwickelt. Ja selbst meine Bilder sind in ihrer Mach-Art irgendwie anachronistisch – Öl auf Leinwand – oberflächlich betrachtet. Wäre nicht eine Video Installation, eine Performance oder eine rein Gedankliche Kunst viel angemessener? Vielleicht, ja vielleicht wenn es mir um den Effekt ginge. Doch das ist nicht mein Ansatz…

Wenn wir uns dem Zeitgemäßen nähern, so ist doch wohl ein wichtiger Aspekt die Wahrnehmung und der Wahrnehmungs-Prozeß zu nennen. Ohne darauf einzugehen ist zeitgemäße Kunst eher überflüssig oder beiläufig. Also egal und austauschbar.


darkfield-eastern

Stanko 2020 | darkfield-eastern | oil on canvas | 80 x 100


magenta-orange-red-print

Stanko 2020 | magenta-orange-red-print | oil on canvas – overpainted print | 90 x 90

Nun bei dieser Arbeit könnte ich Ablehnung noch verstehen, obwohl die Technik spannend ist und zukünftig bestimmt noch öfters bei mir zum Einsatz kommt. Das „Original“ hängt übrigens in Alicante / Spanien. Vom Original ließ ich einen Druck auf Leinwand anfertigen. Der war zwar ansehnlich, doch irgend fad, also ging ich her und übermalte den Druck immer wieder – wiederum mit Ölfarben – bis das „neue“ Bild die von mir gewünschte Intensität aufweist.

Es handelt sich also gleichermaßen um ein Original UND eine Kopie… ob das wohl jemand bemerkt hat? Wir werden es nie erfahren :-)


Ja, diese 4 Werke haben wir also heute wieder eingesammelt und bereiten sie nun für den internationalen Verkauf (auf Saatchi Online) vor. Ihr wißt ja, der Prophet im eigenen Lande… ;-)

 


Worte vom Tod von Rainer Maria Rilke

„Dass wir erschraken, da du starbst,
nein, dass dein starker Tod uns dunkel unterbrach,
das Bisdahin abreißend vom Seither:
das geht uns an; das einzuordnen wird
die Arbeit sein, die wir mit allem tun.“

Rainer Maria Rilke


Einsamkeit – Allein Sein – All-Eins-Sein

Ein wichtiger Aspekt in meinem Kunstschaffen ist die Einsamkeit. Die für mich stimmigere Schreibweise „All-Eins-Sein“ ist in ihrer Zusammensetzung dringlicher und weist deutlicher zum Kern der Aussage.